Zeit des Mutes
Christiane Lind // Taschenbuch // 392 Seiten // 9,99 Euro
Inhalt:
Deutschland 1913: Emma wird von ihren Eltern nach einem Fehltritt ihrerseits nach England geschickt, um dort endlich einen geeigneten Ehemann zu finden. Hazelwell Manor ist für Emma fremd und völlig anders als ihr Zuhause in Deutschland. Doch als sie auf den jungen Lord Percival trifft, ist sie sofort verliebt. Leider erwidert dieser ihre Gefühle nicht. Als Emma Zeugin eines furchtbaren Unglücks wird, nutzt sie dieses gnadenlos aus und zwingt Percival zur Ehe.
Auch das Dienstmädchen Lucy hat es in Hazelwell Manor nicht leicht. Doch sie muss ihre Familie versorgen und ist daher auf diese Arbeit angewiesen. Nach dem tragischen Unglück verliert sie allerdings ihre Stelle in Hazelwell Manor und muss in London noch einmal ganz neu beginnen. Dort trifft sie auf die Suffragetten, die Kämpferinnen für das Frauenwahlrecht. Auch Emma lebt mit ihrem Ehemann Percival in London und trifft dort erneut auf Lucy. Hat Emma, die in einer unglücklichen Ehe lebt, nun den Mut, die Wahrheit einzugestehen und in ein eigenes Leben zu starten?
Meine Meinung:
Ein tolles Buchcover
Das Buchcover gefällt mir sehr. Sowohl die Farben als auch das geheimnisvolle Gebäude, vor dem eine Frau steht, die ich jetzt einfach mal mit Emma in Verbindung bringe, lassen mich auf eine spannende Geschichte in herrschaftlichen Kreisen hoffen. Zum Teil sind meine Erwartungen in dieser Hinsicht auch erfüllt worden.
Ein flüssiger Schreibstil
Der Schreibstil von Christiane Lind ist sehr angenehm zu lesen und wunderbar flüssig. Daher hatte ich überhaupt keine Probleme, in der Geschichte anzukommen. Allerdings zog sich für mich der erste Teil des Buches schon ein wenig, denn bis Emma und Lucy aufeinandertreffen und sich dann in London wiedersehen, vergeht eine ganz schön lange Zeit, die ich gerne etwas gekürzt gehabt hätte. Wiederum kam mir der Schluss des Buches dann viel zu plötzlich, was ich sehr schade finde, denn ich hätte gerne noch etwas mehr über Emma und Lucy erfahren.
Zwei völlig unterschiedliche Protagonistinnen
Das Buch wird abwechselnd aus der Perspektive von Emma und Lucy erzählt, was mir immer gut gefällt, denn so ist das Lesen sehr kurzweilig und der Einblick in die verschiedenen Charaktere immer viel intensiver. Allerdings muss ich sagen, dass die beiden Protagonistinnen schon sehr unterschiedlich waren.
Zum einen ist da Emma, die aus einer gehobenen deutschen Familie kommt, in der vor allem der gute Ruf im Vordergrund steht. Liebe, gemeinsame Gespräche und Verständnis füreinander ist hier absolut fehl am Platz, was mich immer sehr betroffen gemacht hat. Leider ist mir Emma auch durchweg eher unsympathisch erschienen und oft hat sie mich wirklich sehr aufgeregt. Mir war sie zu passiv, zu wehleidig, stellenweise auch zu egoistisch und oft auch viel zu naiv.
Ganz anders habe ich da Lucy empfunden, die eine sehr liebevolle, aber leider auch sehr kranke Mutter hat, so dass sie ihre Familie durch ihren Job in Hazelwell Manor ernähren muss. Sie macht das alles auch ohne sich zu beschweren, obwohl sie eigentlich ganz andere Träume hat. Für mich ist Lucy eine mutige junge Frau, die man einfach ganz feste in sein Herz schließen muss. Ich habe oft mit ihr gelitten und ihr alle meine Daumen gedrückt, dass der Neubeginn in London glücken wird.
Überaus interessante Einblicke in die Zeit der Suffragetten
Wie schon erwähnt, befasst sich das Buch auch mit den Suffragetten, die für das Frauenwahlrecht mit vielen Aktionen gekämpft haben. Diesen Handlungsstrang fand ich überaus spannend und interessant, denn ich habe viele Dinge gelernt. Sehr gefallen hat mir in diesem Zusammenhang auch die Auflistung am Ende des Buches, die sich mit den Ereignissen rund um den Kampf um das Frauenstimmrecht befasst. Als Zugabe zu den Geschehnissen im Buch hat sie mir noch viele interessante Fakten dargelegt, worüber ich sehr dankbar bin, denn dieses Thema ist einfach sehr spannend. Gerne hätte es im Buch einen noch größeren Raum einnehmen können, denn gerade diese Passagen habe ich gebannt verfolgt.
Mein Fazit:
Zeit des Mutes von Christiane Lind ist eine überaus interessante Geschichte über das Leben zweier sehr unterschiedlicher Frauen, die ich sehr gerne gelesen habe. Auch das Thema Frauenwahlrecht war unglaublich toll in die Handlung eingeflochten und ich habe viel über die Suffragetten und überhaupt über den Kampf um das Frauenwahlrecht gelernt. Wer gerne mehr über die Suffragetten und ihre Aktionen erfahren möchte, ist hier absolut richtig. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!
Vielen Dank an Christiane Lind und Authors Assistant für mein Leseexemplar!!!
