Babel // R.F. Kuang // Eichborn Verlag // 736 Seiten // Rezensionsexemplar
„Babel“ von R.F. Kuang habe ich bei LovelyBooks im Rahmen einer Leserunde lesen dürfen. Hierfür möchte ich mich ganz herzlich bei LovelyBooks und dem Eichborn Verlag bedanken. ♡
Darum geht’s:
1828. Robin Swift, den ein Cholera-Ausbruch im chinesischen Kanton als Waisenjungen zurücklässt, wird von dem geheimnisvollen Professor Lovell nach London gebracht. Dort lernt er jahrelang Latein, Altgriechisch und Chinesisch, um sich auf den Tag vorzubereiten, an dem er in das Königliche Institut für Übersetzung der Universität Oxford – auch bekannt als Babel – aufgenommen werden soll. Oxford ist das Zentrum allen Wissens und Fortschritts in der Welt. Für Robin erfüllt sich ein Traum, an dem Ort zu studieren, der die ganze Macht des britischen Empire verkörpert. Denn in Babel wird nicht nur Übersetzung gelehrt, sondern auch Magie. Das Silberwerk – die Kunst, die in der Übersetzung verloren gegangene Bedeutung mithilfe von verzauberten Silberbarren zu manifestieren – hat die Briten zu unvergleichlichem Einfluss gebracht. Dank dieser besonderen Magie hat das Empire große Teile der Welt kolonisiert.
Für Robin ist Oxford eine Utopie, die dem Streben nach Wissen gewidmet ist. Doch Wissen gehorcht Macht, und als chinesischer Junge, der in Großbritannien aufgewachsen ist, erkennt Robin, dass es Verrat an seinem Mutterland bedeutet, Babel zu dienen. Im Laufe seines Studiums gerät Robin zwischen Babel und den zwielichtigen Hermes-Bund, eine Organisation, die die imperiale Expansion stoppen will. Als Großbritannien einen ungerechten Krieg mit China um Silber und Opium führt, muss Robin sich für eine Seite entscheiden …
Aber kann ein Student gegen ein Imperium bestehen?
Meine Meinung:
Zu allererst möchte ich sagen, dass ich das Buchcover unglaublich schön und überaus passend zum Buch finde. Es ist wunderbar stimmungsvoll, aber auch sehr düster. Diese Atmosphäre habe ich im Buch genauso wiedergefunden.
Was den Inhalt des Buches angeht, bin ich ziemlich zwiegespalten. Zum einen ist mir der Einstieg ins Buch sehr leicht gefallen. Ich habe Robin kennen gelernt und gemeinsam mit ihm die Vorbereitungen auf Oxford durchlebt. Als er dort angekommen ist, bin ich neugierig mit ihm auf Erkundungstour gegangen. Schnell trifft er neue Freunde: Ramy, Victoire und Letty. Gemeinsam sollen sie in Babel ausgebildet werden. Die vier Protagonisten waren mir von Anfang an sympathisch, wirklich warm bin ich mit ihnen aber leider nicht geworden. Dafür habe ich über die einzelnen Charaktere leider viel zu wenig erfahren und großartig entwickelt haben sie sich auch nicht. Ich habe sie somit relativ emotionslos begleitet.
Ein wichtiges magisches Element des Buches ist das Silberwerken, das durch das Zusammenwirken von Silber und Sprachelementen entsteht. Dieses Silberwirken hat mich von Anfang an sehr fasziniert. Leider hat die Autorin Ewigkeiten gebraucht bis die Funktionsweise des Silberwirkens letztendlich erklärt worden ist. Daher befasst sich das Buch natürlich auch sehr häufig und sehr ausführlich mit dem Gebrauch der unterschiedlichen Sprachen und ihren Übersetzungen. Mir war das leider viel zu trocken. Auch blieb die Spannung aufgrund des wirklich sehr ausschweifenden Schreibstils immer öfter auf der Strecke, was ich sehr schade fand.
Aber am meisten hat mich das Ende geärgert. Denn dieses war ziemlich übersichtlich gestaltet, was mich nach über 700 gelesenen Seiten, die sich oft sehr zogen, dann doch komplett frustriert hat. Viele wichtige Fragen sind für mich offen geblieben, so dass ich das Buch nur teilweise zufrieden geschlossen habe.
Mein Fazit:
Alles in allem hat mir die Idee von Babel sehr gefallen. Die Magie der Sprache, die Unterschiede der Herkunft und ihre Auswirkungen auf den einzelnen Menschen und wie jeder einzelne damit umgeht, fand ich hochinteressant. Die Umsetzung war mir dann aber leider viel zu trocken und oft fand ich das Lesen auch wirklich langweilig. Wer gerne mit Wörtern und ihrer Bedeutung jongliert, wird hier sicherlich auf seine Kosten kommen. Mir war das aber leider nicht genug …

4 Kommentare
Schönen guten Morgen!
Schade, dass es dich nicht so überzeugen konnte. Mir hat die Spannung nicht gefehlt, weil ich einfach vom Stil und der Handlung an sich sehr fasziniert war. Auch die Hintergründe über die Magie musste ich jetzt nicht so genau im Detail wissen und die vielen Einzelheiten über die Sprache und die Übersetzungen fand ich z. B. total spannend 🙂
Ich denke, dass man vielleicht durch den Klappentext etwas anderes erwartet hat …
Liebste Grüße, Aleshanee
Hallo Aleshanee,
ja, das stimmt. Nach dem Lesen des Klappentextes war ich auf was anderes eingestellt. Ich denke, der doch sehr spezielle Stil der Autorin war nicht so ganz meins. Teile des Buches konnten mich begeistern, aber leider nur Teile …
Liebe Grüße,
Marion
Hi Marion,
die Meinungen zu Babel sind durchwachsen. Die einen lieben es, dass es sich so detailliert um Sprache, um das geschriebene Wort und die damit verbundene Magie dreht. Die anderen bemängeln, dass es zäh ist und die Charaktere mehr Tiefe benötigen.
Ich gehöre zu denen, die das Buch nicht gelesen haben und auch den Antrieb nicht dazu haben.
Allerdings verstehe ich, was du meinst.
Liebe Grüße
Tina
Hallo Tina,
ja, das ist wirklich ein Buch, das die Meinungen sehr stark spaltet. Ich denke, Deine Entscheidung ist völlig in Ordnung 🙂
Liebe Grüße,
Marion