Untreue // Paulo Coelho // Diogenes Verlag // 320 Seiten // selbstgekauft
„Untreue“ von Paulo Coelho habe ich für meinen Buchclub gelesen. Es ist mein erstes Buch von Paulo Coelho. Leider bin ich mir nicht sicher, ob ich weitere Bücher von ihm lesen möchte …
Darum geht’s:
Linda ist Journalistin, 31 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Söhne und ihr Mann steht jedes Jahr auf der Liste der 300 reichsten Schweizer. Theoretisch führt sie ein glückliches und privilegiertes Leben. Doch dann stellt sie sich eines Tages die Frage, wie viel Leidenschaft in ihrem Leben noch vorhanden ist und hinterfragt plötzlich alles.
Meine Meinung:
Wie schon der Titel „Untreue“ erahnen lässt, stürzt sich Linda in eine Affäre. Zu Beginn des Buches habe ich gedacht, dass dieser Buchstoff viel Raum für eigene Überlegungen geben wird. Denn wer ist nicht mal an einem Punkt im Leben angekommen, wo er sich fragt, ob das jetzt alles ist oder was gewesen wäre, wenn man ein paar Entscheidungen anders gefällt hätte?
Relativ schnell war mir allerdings klar, dass mich dieses Buch wohl kaum zu tieferen Grübeleien hinreißen wird. Zu nervig fand ich Linda, die von einem Extrem ins andere gefallen ist und zwischenzeitlich vor Selbstmitleid fast zerflossen ist. Selten habe ich eine Protagonistin erlebt, die so unrealistisch und bescheuert gehandelt hat wie Linda. Ihre wirren Gedanken, die von Paulo Coelho oft sehr ausschweifend dargestellt wurden, haben mich nicht nur aufgeregt, sondern stellenweise auch abgrundtief gelangweilt. Und wenn ich dachte, dass jetzt eigentlich keine verschrobenere Idee mehr kommen könnte, lässt sich Linda dann wieder doch noch etwas Bescheuerteres einfallen. Einfach nur nervig.
Auch der Schreibstil von Paulo Coelho hat mir nicht zugesagt. War er zwar schnell und flüssig zu lesen, so hatte ich vor allem zu Beginn große Probleme damit, dass ich nicht wusste, ob Linda das Gelesene nun gesagt oder gedacht hat. War am Anfang sehr verwirrend, irgendwann hatte ich mich dann daran gewöhnt. Furchtbar fand ich auch, dass ich bis zum Schluss nicht wusste, wie ihr Mann eigentlich heißt. Er wurde nie mit Namen genannt und hat doch so viel Raum im Buch eingenommen, dass ich seinen Namen gerne gewusst hätte. Er war mir hier der liebste Protagonist. Alle anderen waren so gar nicht meins …
Auch das Ende fand ich irgendwie sehr speziell.
Hätte ich das Buch nicht für meine Mädels vom Buchclub gelesen, ich hätte es wohl nicht zu Ende geschafft 🙂
Mein Fazit:
„Untreue“ von Paulo Coelho hätte eine tiefgründige Lektüre werden können, war für mich dann aber mehr die Studie einer zutiefst unglaubwürdigen Frau, die ich nicht mal gemocht habe. Identifizieren konnte ich mich mit dieser Geschichte ganz und gar nicht. Leider keine Leseempfehlung von mir …
