Titel: „Wir kennen uns nicht“ ♥️ Taschenbuch ♥️ 206 Seiten ♥️ am 16. Oktober 2016 erschienen ♥️ Autorin: Birgit Rabisch ♥️ duotincta Verlag ♥️ 14,95 Euro ♥️
Inhalt:
„Wir kennen uns nicht“ von Birgit Rabisch ist ein Roman, der sich mit der oft problematischen Beziehung zwischen Mutter und Tochter befasst. Es geht um Lena, die Mutter, und Ariane, die Tochter. Lena ist eine ehemalige feministische Bestsellerautorin, die mittlerweile einsam in ihrer Villa lebt. Ihre Tochter Ariane fühlt sich von Lena benutzt und bloßgestellt. Sie versteht sich als leicht erkennbare Figur aus Lenas Romanen, worunter sie in ihrer Jugend oft leiden musste. Ansonsten fühlt sie sich von ihrer Mutter schmerzlich vernachlässigt. Sie arbeitet als Verhaltensforscherin und studiert das Verhalten von Raben, was ihr großer Lebensinhalt ist. Aber auch Lena fehlt ein Mensch, der sie bewundert und nicht verachtet. Sowohl Lena als auch Ariane erzählen ihre Sicht der Dinge und es wird schnell klar, dass jede von ihnen ihre (gemeinsame) Vergangenheit komplett anders erlebt hat.
Meine Meinung:
Das Buch beginnt etwas überraschend und auch verwirrend, indem Ariane erstmal ihren ganzen Frust von der Seele redet. Da ich mit so einem Einstieg ins Buch nicht gerechnet habe, musste ich mich erst einmal zurecht finden. Doch schnell war ich mitten im Buch gefangen. Es wird abwechselnd aus Lenas und aus Arianes Sicht erzählt, was mir sehr gut gefallen hat. Denn so konnte ich versuchen, beide Perspektiven zu verstehen. Und je weiter ich gelesen habe, umso besser konnte ich die beiden Frauen verstehen. Waren die Argumente erst noch nicht ganz nachvollziehbar für mich, so konnte ich doch bald besser verstehen, warum – vor allem – Lena so geworden ist, wie sie nunmal ist.
Da ich ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Mutter habe und auch ein großer Befürworter von Aussprachen bin, war es für mich nicht immer leicht, das Buch weiterzulesen. Denn oft ist offensichtlich, dass aus Angst vor Zurückweisung oder einem nicht vorhersehbaren Verhalten, lieber nicht mit dem anderen gesprochen wird. Daher bleibt es beim Stillstand oder halbherzigen Kontaktversuchen. Dies ist aber so wunderbar geschrieben, dass ich als Leserin oft innegehalten habe und dachte, dass es so doch nicht weitergehen kann. Ich war mitten im Konflikt zwischen Mutter und Tochter und hätte so gerne geholfen.
Das Ende des Buches hat mir sehr gut gefallen, denn es ist klar, dass so ein Buch nicht mit Friede, Freude, Eierkuchen enden kann. Die Autorin hat es dem Leser überlassen, sich zu überlegen, wie es wohl weitergehen könnte. Und ich muss sagen: ich habe eine ganz klare Vorstellung davon, wie das Buch für mich zu Ende gehen würde. Somit hat das Buch mich zwar sehr nachdenklich, aber auch nicht wirklich unglücklich zurückgelassen. Mir hat die Lektüre des Buches zumindest wieder ganz deutlich vor Augen geführt, wie wichtig eine intakte Familie und auch Kindheit für das weitere Leben sind. Und vor allem, dass das Miteinanderreden absolut wichtig ist.
Mein Fazit:
Ein wunderbarer Roman, der mich oft hilflos und nachdenklich gemacht hat. Trotzdem hinterlässt er einen besonderen Eindruck in meinem Herzen. Somit waren es nicht nur nachdenkliche Lesestunden, sondern ganz besondere Lesemomente.