Der Circle // Dave Eggers // 560 Seiten // Kiepenheuer & Witsch // 14.08.2014 // ausgeliehen
Ich wollte schon so lange „Der Circle“ von Dave Eggers lesen, denn das Thema des Buches hat mich so sehr interessiert. Jetzt habe ich es endlich geschafft. 🙂
Darum geht’s:
Die 24-jährige Mae Holland ist überglücklich. Sie hat einen Job ergattert in der hippsten Firma der Welt, beim »Circle«, einem freundlichen Internetkonzern mit Sitz in Kalifornien, der die Geschäftsfelder von Google, Apple, Facebook und Twitter geschluckt hat, indem er alle Kunden mit einer einzigen Internetidentität ausstattet, über die einfach alles abgewickelt werden kann. Mit dem Wegfall der Anonymität im Netz – so ein Ziel der »drei Weisen«, die den Konzern leiten – wird es keinen Schmutz mehr geben im Internet und auch keine Kriminalität. Mae stürzt sich voller Begeisterung in diese schöne neue Welt mit ihren lichtdurchfluteten Büros und High-Class-Restaurants, wo Sterneköche kostenlose Mahlzeiten für die Mitarbeiter kreieren, wo internationale Popstars Gratis-Konzerte geben und fast jeden Abend coole Partys gefeiert werden. Sie wird zur Vorzeigemitarbeiterin und treibt den Wahn, alles müsse transparent sein, auf die Spitze. Doch eine Begegnung mit einem mysteriösen Kollegen ändert alles …
Meine Meinung:
Dave Eggers hat mit „Der Circle“ ein wirklich krasses Szenario kreiert, das mich erschreckt, fasziniert und auch sehr nachdenklich gemacht hat. Denn die Transparenz, die der Konzern anstrebt, ist einfach mehr als gruselig. War ich zu Beginn noch locker-flockig mit Mae auf Erkundungstour im Circle unterwegs, fühlte ich mich schnell von all den Aufgaben komplett gestresst, die sie übernehmen musste. Neben ihrer Tätigkeit im Kundenservice, die schon sehr stressig ist, muss sie am Campusleben teilnehmen, ihr soziales Rating stetig im Auge haben und noch zig andere Aufgaben übernehmen. Als man ihr den 5. Bildschirm vor die Nase gestellt und das 2. Fitnessarmband umgebunden hat, das all ihre vitalen Funktionen überwacht und kommuniziert, war ich wirklich raus. Ich hatte schon fast beim Lesen ein Burnout und war mir sicher, dass all die angestrebte Transparenz und Kommunikation untereinander nicht gesund sein kann. Aber dem war natürlich noch lange nicht genug.
Der Schreibstil ist wunderbar leicht zu lesen, für meinen Geschmack oft aber doch ein wenig zu ausschweifend. Hin und wieder fühlte ich mich von den ganzen Aufgaben, die Mae da in aller Ausführlichkeit ausgeführt hat, schon ein wenig gelangweilt. Doch in anderen Situationen hat Dave Eggers mir ganz wunderbar klare Bilder in den Kopf gezaubert, die mich wieder sehr fasziniert haben.
Nicht so fasziniert hat mich Mae als Charakter. Ich mochte sie einfach nicht. Sie war mir zu oberflächlich, ihr Handeln zu wenig nachvollziehbar und oft ist sie mir einfach nur auf die Nerven gegangen. Hin und wieder konnte ich mir ein Augenrollen nicht verkneifen, denn die Dinge, die sie manchmal tut, waren einfach abgrundtief peinlich.
Mein Fazit:
„Der Circle“ von Dave Eggers ist ein Roman, der ein erschreckendes Bild auf die Menschheit wirft. Vieles ist (noch) weit weg, aber ganz und gar nicht unrealistisch. Mich hat dieses Buch sehr nachdenklich gemacht was Transparenz und auch soziale Medien angeht. Den Nachfolger „Every“ werde ich auf jeden Fall auch lesen! Von mir gibt es eine Leseempfehlung, auch wenn ich Mae so gar nicht mochte! 🙂
